Ebenso wie der Kriegs-Straßenbahnwagen wurde auch der der so genannte Aufbauwagen aus der Not heraus geboren. War der Kriegs-Straßenbahnwagen Konsequenz der Kriegsereignisse, so dokumentiert der Aufbauwagen die erheblichen Probleme des von allgegenwärtigem Mangel geprägten Wiederaufbaus der Nachkriegsjahre und ist damit ein Zeugnis für das große Improvisationsgeschick dieser Zeit.
Unübersehbar waren zu Beginn der 1950er Jahre die erheblichen Lücken des Wagenparks der Kölner Verkehrs-Betriebe, der weder in Anzahl noch in Ausstattung den Ansprüchen der Kunden entsprach – aus finanziellen Gründen konnte das Unternehmen jedoch keine neuen Fahrzeuge anschaffen. In dieser Situation bot der von der Waggonindustrie entwickelte Aufbauwagen, bei dem die brauchbaren Teile kriegsbeschädigter Fahrzeuge Verwendung fanden, eine kostengünstige Möglichkeit zum Erwerb zeitgemäßer Fahrzeuge.
1950 übergab die KVB der Firma Westwaggon sieben Untergestelle schwer beschädigter Beiwagen der Tonnendachserie von 1925 sowie weitere erhaltene Teile, die dort mit einem neuen, einheitlich gestalteten Wagenkasten versehen wurden. Die Fahrzeuge wurden in den Jahren 1957 bis 1959 durch die Waggonfabrik Uerdingen gründlich überholt, wobei Schienenbremsen und Sicherheitsverglasung eingebaut wurden; dennoch entsprachen sie nicht den wachsenden Kundenansprüchen. Zwischen 1962 und 1965 schieden sie aus dem Liniendienst aus und wurden in den Dienstfahrzeugpark übernommen.
Mit Ausnahme der orangefarbenen Lackierung blieben sie aber unverändert – nach Wiederherstellung des ursprünglichen Anstrichs präsentiert sich der Wagen 1872 im Straßenbahn-Museum nun wieder so wie in seinen Einsatzzeiten im Personenverkehr der 1960er Jahre.
Technische Daten | |
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Bezeichnung | 1872 |
Baujahr | 1950 |
Hersteller (mechanisch) | Westwaggon, Köln |
Hersteller (elektrisch) | BBC, SSW |
Länge | 10.930 mm |
Breite | 2.200 mm |
Höhe | 3.140 mm |
Achsstand | 3.400 mm |
Gewicht (leer) | 13.100 kg |
Leistung | 2 x 60 kW |
Sitzplätze | 22 |
Stehplätze | 42 |