Der in Thielenbruch präsentierte vierachsige Gelenktriebwagen erinnert an die erste Generation von Gelenktriebwagen in Köln. Er entstand im Rahmen des ab 1956 von der KVB aufgelegten Modernisierungs- und Umbauprogramm ihres Fahrzeugparks. Dies war erforderlich geworden, da es trotz der Lieferung von 80 fabrikneuen vierachsigen Großraumwagen zu Jahresbeginn 1956 zu keiner grundlegenden Verbesserung der Fahrzeugsituation gekommen war.

Noch immer waren über 400 Holzkastenwagen der Vorkriegszeit im Linieneinsatz. Diese waren entsprechend ihres Alters und der übermäßigen Beanspruchung der vergangenen Jahre unzuverlässig und gaben immer wieder Anlass zur Klage. Zudem war ihr Einsatz unwirtschaftlich, nicht zuletzt weil die Züge – es gab noch Schaffner in den Bahnen – nur sehr personalintensiv betrieben werden konnten. Und schließlich entsprachen sie auch nicht mehr den verschärften Sicherheitsbestimmungen für Holzfahrzeuge, die 1960 in Kraft treten sollten.

Ein Austausch der alten „Holzwagen“ durch Neufahrzeuge war jedoch aus Kostengründen nicht möglich. Das Modernisierungsprogramm war daher ein Weg zur kostengünstigen Beschaffung neuer Fahrzeuge mit dem Ziel, die Verkehrsbedienung zu verbessern. Im Rahmen dieses Programms erhielt die Düsseldorfer Waggonfabrik, die seit 1956 Gelenkwagen herstellte, den Auftrag zum Bau von vierachsigen Sattelgelenkwagen für den Einrichtungsbetrieb.

Der Vorderwagen entstand dabei nach den gleichen Prinzipien wie die ab 1956 für Köln gelieferten Umbau-Trieb- und Beiwagen zweiachsiger Bauart, der auf einem Drehgestell ruhende Nachläufer war ein Neubau. Der große Vorteil des Zusammenbaus zweier Fahrzeuge zu einem: In den neuen Gelenkwagen konnten bei verringertem Personaleinsatz in etwa so viele Fahrgäste befördert werden wie einem Zweiwagenzug zweiachsiger Bauart. Zwischen Dezember 1957 und Juni 1958 lieferte die Düwag insgesamt 26 Gelenkwagen.

Die Kunden zeigten sich von diesen Fahrzeugen beeindruckt und schon bald hießen sie im Volksmund „Sputnik“. Namensgeber war der erste Satellit, der im Oktober 1957 im Auftrag der Sowjetunion ins Weltall geschossen wurde – offenbar galten diese Fahrzeuge in Köln als Sensation. Tatsächlich bewirkten die ab 1958 auf stark genutzten Linien eingesetzten Gelenkwagen dank ihres großen Platzangebots und ihres hohen Fahrkomforts eine erhebliche Verbesserung des Verkehrsangebots.

Da ihre Motorisierung das Anhängen eines zweiachsigen Beiwagens ermöglichte, konnten in Spitzenzeiten in einem Zug mit dreiköpfigem Personal 265 Personen befördert werden. Die Erfahrungen, die man mit den neuen Gelenkwagen machte, waren so gut, dass man bereits zwei Jahre später die 50 zweiachsigen Triebwagen dieses Wagentyps ebenfalls zu Gelenkwagen umbaute. Bis Mitte der 1960er Jahre prägte diese Fahrzeuge das Bild vieler Straßenbahnlinien. Dies änderte sich in der zweiten Hälfte des Jahrzehnts, da nun verstärkt größere, sechs- und achtachsige Gelenkwagen eingesetzt wurden.

Den endgültigen Ausschlag für ihre Ausmusterung gab ihre vom mittlerweile geltenden Standardmaß abweichende Wagenbreite von 2,35 m. Mit Inbetriebnahme der U-Bahn-Strecken konnte die Innenstadt nur noch von 2,50 m breiten Wagen befahren werden – ihr Einsatzgebiet wurde also stark beschnitten. 1968 beschloss man, diese Gelenkwagen nicht mehr einzusetzen und mit Ausnahme des Museumsfahrzeugs, das als Personalwagen der Hauptwerkstatt überlebte, wurden alle Fahrzeuge dieses Typs bis 1970 verschrottet.

Wir suchen dich!
Für den Erhalt der Kölner Nahverkehrsgeschichte!
Mehr Infos